Trierer Traditionshaus schließt nach 70 Jahren

Im Gespräch mit Marc Fesser

Nach rund 70 Jahren ist das familiengeführte Unternehmen Möbel Fesser in Trier nun geschlossen. Wir haben uns mit Geschäftsführer Marc Fesser über die Gründe für die Aufgabe des Geschäfts unterhalten:

Top Magazin: Herr Fesser, die vermutlich brennendste Frage zuerst: Welche Faktoren haben dazu geführt, dass Sie nach rund 70-jähriger Unternehmensgeschichte Ihr Traditionshaus geschlossen haben?

Marc Fesser: Ich habe das Geschäft im Jahre 2009 eigenverantwortlich in dritter Generation von meinem Vater übernommen. Seitdem war die Branche einem starken Wandel unterzogen, der uns im Tagesgeschäft oft negativ beeinflusst hat. Hinzu kommt natürlich auch der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Als alteingesessenes Familienunternehmen kann man schwer dagegenhalten.

Top Magazin: Inwiefern hat sich die Möbelbranche in den letzten Jahren verändert?

Marc Fesser: Ein Beispiel für den Wandel sind die immer höher werdenden bürokratischen und logistischen Anforderungen, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz, das Entsende- sowie das Verpackungsgesetz, aber auch die Qualifikation der Berufskraftfahrer. In den letzten Jahren sind die Kosten dadurch stetig gestiegen – die Erträge aber nicht …

Top Magazin: Auch die Digitalisierung ist in aller Munde. Spielt der E-Commerce ebenfalls eine Rolle für Ihre Entscheidung?

Marc Fesser: Auf jeden Fall. Das Internet wird nicht nur als Informations- und Marketingplattform immer stärker, sondern auch als Handelsplattform. Hinzu kommt, dass das Produktdesign immer einheitlicher wird. Dadurch wird es immer schwerer, sich als kleines, aber feines Möbelgeschäft von der breiten Masse abzuheben.

Top Magazin: Das heißt also, es sind eher rationale Gründe, die zu Ihrer Entscheidung geführt haben?

Marc Fesser: Sie haben mich ohne Zweifel darin bestärkt. Zudem habe ich vor einiger Zeit in mich hinein gehorcht um herauszufinden, ob ich das noch für den Rest meines weiteren Berufslebens machen möchte. Dabei musste ich feststellen, dass das Herzblut leider auf der Strecke geblieben ist. Die bisher genannten Faktoren waren dann schlussendlich das Zünglein an der Waage.

Top Magazin: Was werden Sie vermissen?

Marc Fesser: So einiges! Die Entscheidung ist mir ja nicht leichtgefallen, vor allem im Hinblick auf unsere lange Unternehmensgeschichte. Was mir sehr fehlen wird, sind natürlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; die vielen lieben Menschen, die ich als Kunden kennen lernen durfte. Aber auch das Haus an sich, indem ich aufgewachsen und groß geworden bin – beruflich wie privat. Vermissen werde ich sicherlich ab und an ebenfalls das – für mich – schönste Möbelhaus der Großregion.

Top Magazin: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Zukunft!