Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Modehaus Hochstetter haben wir uns mit Geschäftsführer Oliver Louioder über sein Unternehmen unerhalten – über die traditionsreiche Geschichte ebenso wie über seine Pläne für die Zukunft …
Top Magazin: Herzlichen Glückwünsch zum 125-jährigen Jubiläum Ihres Unternehmens! Was ist für Sie das Besondere am Modehaus Hochstetter? Worauf sind Sie am meisten stolz?
Oliver Louisoder: Das Wort stolz ist für mich negativ behaftet, ich versuche es zu vermeiden. Wenn Sie mich fragen würden, worüber ich glücklich bin, dann ist das eine ganze Reihe von Dingen: Zunächst haben wir wirklich tolle Mitarbeiter, die Ihren Job lieben. Wir haben noch echte Modeberater, die mit sehr viel Herz und Gespür agieren. Natürlich bin ich auch glücklich, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, solch ein Traditionshaus fortzuführen. Dabei sind die uralten Tugenden, die Hochstetter schon immer besonders machten, erhalten geblieben: Herzlichkeit, Beratung, Qualität, Service und eine Wohlfühlatmosphäre. Zusammengefasst könnte man sagen: wir tun alles, um unsere Kunden glücklich zu machen.
Top Magazin: Sie haben das Geschäft vor 17 Jahren in vierter Generation übernommen. Inwiefern hat sich der Trierer Einzelhandel in dieser Zeit verändert? Was hat sich im Modehaus Hochstetter verändert?
Oliver Louisoder: Trier ist ein besonderer Markt, gerade, weil wir ein sehr gutes und breites Spektrum inhabergeführter Fachgeschäfte haben. Wir haben wunderbare Kollegen die einen tollen Job machen. Das ist in der deutschen Einzelhandelslandschaft wirklich eine Seltenheit. In den meisten Städten ist der inhabergeführte Einzelhandel eine aussterbende Gattung.
Was sich bei uns geändert hat? Nun, Handel ist Wandel, der Spruch ist wohl fast so alt wie der Handel selbst, aber er stimmt noch immer. Früher waren wir ein sogenannter „Vollsortimenter“, wir hatten alles, was Sie aus Garn machen konnten: Teppiche, Tischwäsche, Betten, Kinderbekleidung, Herrenartikel, Wäsche … In den letzten gut 25 Jahren haben wir uns zu einem reinen „Damenmode“-Fachgeschäft entwickelt. Damit sind wir in Deutschland, soweit ich weiß, das drittgrößte Inhabergeführte Modehaus, das sich rein auf Frauen konzentriert. Mit dem Schuhhaus Paul Prange, das seit 2012 bei uns eine ganze Etage nur mit Damenschuhen bespielt, und zuletzt mit der Parfümerie Edith Lücke, welche eine traumhafte Dependance bei uns im Erdgeschoß hat, sind wir aktuell so aufgestellt, wie ich es mir vorgestellt habe.
Top Magazin: Was war die größte Herausforderung, vor die Sie und Ihr Unternehmen gestellt wurden?
Oliver Louisoder: Wir haben 76 Mitarbeiter und als Unternehmer haben sie ihnen gegenüber eine soziale Verantwortung. Da sollte jede Entscheidung, die sie treffen, sitzen. Jede Veränderung ist eine Herausforderung, weil es keine Glaskugel gibt, die Ihnen sagt, ob das richtig ist oder nicht. Neben den großen Veränderungen, wie der Umbau 2011 / 2012 mit der Schuhetage oder dem Wegfall aller alten Sortimente, sind es die dauernden Herausforderungen der richtigen Mitarbeiter und der für unsere Kunden passenden Sortimente. Da wir jedoch von unseren Kunden leben, ist die eigentlich größte Herausforderung, unsere Kunden glücklich zu machen – durch Herzlichkeit, gute Beratung, die richtigen Sortimente, die richtigen Lieferanten, ein Wohlfühlambiente.
Top Magazin: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wie stellen Sie sich das Modehaus Hochstetter in fünf Jahren vor?
Oliver Louisoder: Spontan würde ich sagen weniger Bürokratie und mehr Simplizität. Aber das sind fromme Wünsche, die leider nicht eintreffen werden. Unser oberstes Ziel, die Kundenzufriedenheit, wird auch weiterhin unser Motor sein. Trotz aller Onlineaktivitäten wird im stationären Handel noch 83 Prozent aller textilen Umsätze erzielt. Auch wenn wir in absehbarer Zeit einen Online-Shop haben werden, so will ich doch Hochstetter weiterhin zu einer Oase für unsere bestehenden und zukünftigen Kunden machen.
Zudem hätte ich sehr gerne noch ein Café – das wird aber hoffentlich keine fünf Jahre mehr dauern. Ansonsten wird es keine Revolution geben, sondern eher eine Evolution mit einem auf unsere Kundschaft angepassten Sortiment, ergänzt durch immer frische, neue Lieferanten. Beratung, Service und Auswahl wird auch weiterhin unsere Tugend bleiben. Schließlich will ich Hochstetter so aufstellen, dass ich es in die fünfte Generation übergeben kann.